Eine Liebeserklaerung an die Tiberfahrt

Auf dem Wasserweg nach Rom

Bericht von der 25. Tiberfahrt von Città di Castello nach Rom

Von den vielen Wegen, die sprichwörtlich nach Rom führen, gibt es auch einen attraktiven Wasserweg. Der Tiber (italienisch Tevere) ist mit 405 km Länge nach dem Po der zweitlängste Fluss des Landes und das bedeutenste Fliessgewässer in Mittelitalien. Er entspringt im Apennin in 1348 m Höhe am Monte Fumaiolo oberhalb der Ortschaft Balze (Gemeinde Verghereto), die noch zur Region Emilia Romagna gehört. Nach einem kurzen Abstecher in die Toscana erreicht der Tiber nach rund 30 km kurz hinter der Ortschaft Sansepolcro Umbrien. Ausserhalb von Rom endet der Fiume Tevere im Thyrrenischen Meer.

Die Discesa Internazionale del Tevere ist ein Event, das heuer vom 25. April bis zum 1. Mai 2004 zum 25. Male durchgeführt wurde. Diesecattraktive Flussfahrt führt von Umbrien über Lazio mitten in die Millionenmetropole Rom. Die landschaftliche Vielfallt ist riesig und auch vom Fluss her ist die Palette reichhaltig.

Die Discesa beginnt tradtionsgemäss mit einer Einladung im Kanuclub von Città di Castello im vereinseigenen Lokal. Bei einem mehrgängigen Nachtessen und einem guten Glas Wein, lernt man sich gegenseitig kennen oder mehrheitlich treffen sich alte Bekannte, die schon mehrere Tiberfahrten mitgemacht haben.

Am 25. April am italienischen Nationalfeiertag ist der Start beim Club. Die erste Etappe beginnt mit einem Schwall, nach rund 100 Meter folgt ein Wehr und nach weiteren 200 Meter erwartet die Teilnehmer eine verblockte Stromschnelle. Normalerweise ist dies der Auftakt zu einer abwechslungsreichen Fahrt mit diversen Stellen, welche eine gewisse Wildwassererfahrung notwendig machen. In diesen Jahr lies ein heftiges Gwitter den Tiber über nacht zu einem reissenden Fluss anschwellen.

Gewaltige Wassermassen führten zu einer sehr starken Strömung. Aus Sicherheitsgründen mussten die Organisatoren den Startplatz talwärts verschieben, unterhalb der erwähnten Hindernisse. Trotzdem gab es bereits zu Beginn diverse Kenterungen.

Die ersten vier Tagesetappen waren von einem beachtlichen Wasserstand und einer flotten Strömung geprägt. Die letzten 3 Tage nach dem Corbarasee und dem Zufluss der Nera, mit dem Beginn des Val Tiberiana wurde der Fluss gemächlicher und breiter. Dafür hielt am Nachmittag Gegenwind einzug, so dass vor allem die Kanadierfahrer arg gefordert wurden.

Die Tagesetappen waren zwischen 20 und 35 km lang, mit Ausnahme der letzten von Giubileo nach Rom, welche lediglich rund 14 km betrug. Jeder Flussabschnitt, jedes Etappenziel hatte seine besondere Prägung und der Kontakt zur heimischen Bevölkerung war stets freudig und herzlich.

Trotzdem ist und bleibt die Ankunft am Ponte Milvio in Rom das Ereignis schlecht hin. Eskortiert von einem Polizeiboot der Carabinieri sind wir am 1. Mai pünktlich schlags 13 Uhr gemeinsam angekommen und zum Gaudi der zahlreichen Zuschauer auf der Brücke endete die Fahrt mit einer lebhaften Schwallstrecke vor dem Ausstieg. Auf die mutigen wartete ein deftiger Schwall und für weniger geübte gab es in der Flussmitte eine zahmere Variante.

Durch zahlreiche Gewitter war der Fluss oft bräunlich gefärbt von den schlammigen Böschungen, ansonsten war es zwar nicht Trinkwasserqualität, aber doch erfreulich sauber, abgesehen von Zivilisationsmüll der ab und zu auch vor kam. Die Vielfallt der Natur ist verblüffend, nebst Spuren von Bibern im Oberlauf haben wir seltene Vogelarten, Wasserschildkröten und Süsswassermuschel gesehen. Mit den ganzen Transfers, der Fahrt auf dem Fluss, der anschliessenden "Grosswäsche" der Neopren-Klamotten und allem drum und dran waren es erlebnisreiche und ausgefüllte Tage. Für Landausflüge und Besichtigungen blieb jeweils recht wenig Zeit übrig.

Wenn die Strapazen anhaltend waren, Kreuz und Schultern allmälich schmerzten, habe ich mir die Frage gestellt: Warum tu ich mir das an? Schmunzelnd gab ich mir die Antwort gleich selber: "Hobby ist eine Arbeit, die niemand täte, wenn es sein Beruf wäre!" All zu schlimm kann es nicht gewesen sein, denn bereits bei der Ankunft in Rom war klar: Gerne wäre ich ein weiteres Mal mit dabei !

Die einzelnen Etappen der Discesa 2004:

Samstag 24. April Traditioneller Empfang im Kanuclub Città di Castello

Sonntag 25. April Città di Castello - Umbertide ca. 30 km WW I-III

Montag 26. April Umbertide - Ponte San Giovanni ca. 35 km WW I-III

Dienstag 27. April P. San Giovanni - Sant' Angelo di Celle (Deruta) ca. 20 km WW I-III

Mittwoch 28. April Sant' Angelo di Celle - Fratta di Todina ca. 30 km WW I-II

Donnerstag 29. April Fratta di Todina - Corbara See ca. 30 km WW I-II

Freitag 30. April Ponzano - Nazzano ca. 20 km WW I

Samstag 01. Mai Castel Giubileo - Roma (Ponte Milvio)* ca. 14 km WW I-II

Bernhard Neff